Plakat KaZett und Kabarett

In ihrem Programm widmen sich Eckhard Radau und Bernd Düring den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Faschismus hinterlässt auch in der Kabarett-Szene Deutschlands tiefe Wunden. Fast alle Kabaretts müssen aus politischen Gründen schließen. Aber in Berlin leistet “Die Katakombe” unter ihrem Gründer Werner Finck spitzfindigen Widerstand, obwohl ständig die Internierung droht. Andere wiederum, wie zum Beispiel Erika Mann, gründen im benachbarten Ausland deutschsprachige Kabaretts, die die Verhältnisse in Deutschland auf die Schippe nehmen. Auch sie müssen vorsichtig vorgehen, sind ständig in Angst ausgewiesen zu werden.Deshalb wird in den Kabaretts nicht mit dem Holzhammer gearbeitet, sondern mit feinsten Nadelstichen. Eckhard Radau präsentiert als Conferencier und Sänger zusammen mit der von Bernd Düring dargebotenen und damals verbotenen Musik einen Querschnitt von widerspenstigen, durchaus das Leben gefährdenden Sticheleien gegen den braunen Zeitgeist.Seit 1983 arbeiten Bernd Düring und Eckhard Radau als Kabarett-Duo zusammen. Sie zählen somit zu den Urgesteinen der ostwestfälischen Kabarett – Szene. In dieser Zeit entstanden die Programme “Das Lächeln der Mona Lisa”, “Gesang zwischen den Stühlen”, “Vereinigt sein & rechts & Freizeit”, “Keine Sorge Volksentsorgung”, “Dem Volk auf’s Maul”, “Etwas schief in’s Leben gebaut”, “Schall & Rauch und Wilde Bühne”, “Paderborner Spitzen”…..

Kritik Landau 2015

Am 13.11.2015 in Landau. Kritik “DIE RHEINPFALZ” von Redakteurin Heike Klein


So., 31.08.2014, Westfälische Nachrichten, Münster:

Kabarettabend erinnert an Künstler im Widerstand „Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen“

Eckhard Radau und Bernd Düring (r.) bei ihrem Kabarett-Abend in der Rüstkammer des Rathauses.

Eckhard Radau und Bernd Düring (r.) bei ihrem Kabarett-Abend in der Rüstkammer des Rathauses zu Münster. Foto: zin

„Ich bin der Fink – leicht gedrosselt.“ Ein typischer Werner-Finck-Satz. Es waren Wortspiele, Halbsätze und Zweideutigkeiten, mit denen der Kabarettist in den 1930er Jahren sein Publikum in der „Katakombe“ amüsierte und den braunen Zensoren Nadelstiche versetzte. Galgenhumor im Wortsinn, denn Finck stand gleichsam mit einem Bein auf der Bühne und mit dem andern schon im KZ. Dorthin wurde der Spötter dann 1935 tatsächlich deportiert – und im selben Jahr wieder entlassen. Auf Geheiß Görings, der Goebbels offenbar eins auswischen wollte.

Von Arndt Zinkant

Der Abend „KaZett und Kabarett“, veranstaltet von der Friedrich-Naumann-Stiftung, wurde in der Rüstkammer des Rathauses begeistert aufgenommen. Und Werner Finck war so etwas wie der heimliche Star des Programms. Doch in den Liedern und Spottgedichten ließ Conférencier Eckhard Radau so ziemlich alle zu Wort kommen, die unter den Nazis die Fahne der Satire hochhielten. Da war natürlich Erich Kästner, der bereits 1932 in seinem „Marschliedchen“ das Horst-Wessel-Lied verschrägte und zum prophetischen Fazit gelangte: „Die Zeit wird kommen, da man sich erzählt: Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen!“

Da waren die Geschwister Erika und Klaus Mann, die das legendäre Kabarett „Die Pfeffermühle“ in München mitbegründeten. Star der Truppe war die von Hitler geschätzte Schauspielerin Therese Giehse, und man spielte Wand an Wand mit dem Hofbräuhaus, wo braune Parolen gebrüllt wurden. Die Pfeffermühle pfefferte ihr Menü mit Hitler-Satire „Ich bin der Koch!“.

Auch Ringelnatz und Tucholsky durften selbstverständlich nicht fehlen. Bei Eckhard Radau gingen an diesem Abend Spottlieder, Satire-Gedichte und historische Erzählung Hand in Hand. Ein erfahrener Kabarettist, der mit der Materie ganz und gar vertraut wirkte, sich in den „Sound“ der Dreißiger gut einfühlte, ohne ihn direkt kopieren zu wollen. Und Bernd Düring, der Mann am Klavier, tat das Seine. Mal mit einem Mini-Akkordeon, mal mit einer Swing-Nummer von Django Reinhardt.

Anfangs spürte man noch die düsteren Wolken dieser Zeit, die über den Nummern schwebten. Aber im Laufe des Abends wurden sie immer mehr von Lachern verdrängt – dafür waren die Nummern eben einfach zu gut. Wie sprach’s Werner Finck seinerzeit zum mitschreibenden Gestapo-Mann: „Kommen Sie mit? Oder muss ich mitkommen?“

Kabarett-Radau-im-Amalthea

Kritik NW/30.04.2013

 

 

 

 

 

 

 

Neue Westfälische und Westfälisches Volksblatt im November 2012

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kritik wv 12.11.2012