Ausgerechnet Bananen!
Eckhard Radau und Bernd Düring lassen in ihrer Revue „Dein ist mein ganzes Herz“ die Zwanziger und Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts wieder aufleben. Dabei stehen die bekannten Schlager und Operettenmelodien dieser Zeit im Mittelpunkt des Abends. Sie stammen alle aus der Feder eines Mannes: Fritz Löhner-Beda. Es gibt kaum einen Komponisten von Rang, der in dieser Zeit nicht auf einen Beda-Text zurückgreift. Am Ende entstehen Ohrwürmer wie “Oh, Donna Clara”, “Ausgerechnet Bananen”, “Du schwarzer Zigeuner”, “Es geht die Lou lila”, “In der Bar zum Krokodil” oder “My golden baby”. Neben den Schlagern erzählt das Kabarett Radau Löhners Aufstieg vom Kabarettautor zum Star der Schlagerszene, bis er als österreichischer Jude 1938 verhaftet wird und den Weg in die Konzentrationslager antreten muss, wo er bis zu seinem Ende weiter Texte schreibt.
„Dein ist mein ganzes Herz“ – Die Geschichte von Fritz Löhner-Beda, der die schönsten Lieder der Welt schrieb, und warum Hitler ihn ermorden ließ.
Kabarett-Abend in der Parkbuchhandlung
Am Ende kam das Buchenwaldlied
Von Ebba Hagenberg-Miliu (Genaral-Anzeiger Bonn 15.05.2015)
BAD GODESBERG. “Dein ist mein ganzes Herz”, schmetterte der einst gefeierte Tenor Richard Tauber vom Band scheppernd durch die Parkbuchhandlung, als ein Herr in Frack und blank polierten Schuhen tänzelnd nach vorne strebte.
Einen bewegenden Kabarettabend geben Eckhard Radau und Pianist Bernd Düring in der Parkbuchhandlung. Foto: Ronald Friese
Als Alter Ego von Fritz Löhner-Beda, also des Komponisten dieses Ohrwurms vergangener Zeiten, führte Eckhard Radau nun durch einen ebenso unterhaltsamen wie tragischen Abend, am Klavier kongenial begleitet vom ebenso geschniegelten Bernd Düring.”Wir werden erleben, wie lebensgefährlich Kabarettkunst zur Nazizeit war”,hatte Gastgeber Felix Ter-Nedden diesen ersten Abend seines Frühlingsprogramms eingeleitet. Man werde mitverfolgen, wie Rassenwahn vor niemandem haltmachte, auch nicht vor den beliebtesten Künstlern, hatte Daniel Friedenburg für den Mitveranstalter, die Friedrich-Naumann-Stiftung, erläutert. Er halte diesen Abend “angesichts des Antisemitismus heute” für sehr wichtig.
Und dann ließen die Herren im Frack die Ohrwürmer der 1920er und 1930er Jahre, die allesamt von diesem in Böhmen geborenen Österreicher mit dem so unbekannten Namen geschrieben wurden, nur so in die voll besetzte Buchhandlung perlen. Jüdisch Löwy hieß der geniale Librettist eigentlich,aber da sei das eher arisch klingende Löhner-Beda sicher der Karriere förderlicher gewesen, erläutert Radau nebenbei, während er die kecken Hits des damals aufkommenden Tonfilms nacheinander zum Besten gab. “Oh Donna Clara, ich hab’ dich tanzen geseh’n”, schwang im Tangoschritt durch den Raum. “Deine Schönheit hat mich toll gemacht”, kam schnarrend hinterher. Radau traf den schlüpfrigen Schmelz dieser nach Amüsement lechzenden Zeit ebenso wie den ironischen Ton, mit dem sich Frauenheld und “Simplizissimus”-Autor Löhner-Beda über die Dadaisten und sonstigen -isten seiner Zeit herrlich lustig machte. Eine reiche, schöne Frau hatte dieser Hans-Dampf-in-allen-Gassen geheiratet, in Saus und Braus gelebt, die Operettentexte für Adolf Hitlers Komponisten Franz Léhar verfasst, berichtete Radau weiter. Was machte es, dass der Chauffeur ein ausgemachter Nazi war? Dachte wenigstens Löhner-Beda – bis ihn genau dieser Chauffeur den braunen Bluthunden ans Messer lieferte. Der Texter von Hitlers geliebten Gassenhauern wie “Du schwarzer Zigeuner” kam selbst nach Dachau und Buchenwald.
Wo Häftling Löwy schließlich das Lied schrieb, was zu Weihnachten 1938 an die 11 000 dem Tod Geweihte sangen: das Buchenwaldlied, in dem Gefangenenkolonnen in den grauenden, grauenvollen Morgen ziehen. Vor diesem Hintergrund ging Radaus Interpretation durch Mark und Bein. Es sei das erste anständige Lied von ihm gewesen, soll der 1942 ermordete Löhner-Beda gesagt haben.